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Sonntag, 10. Juni 2018

Rezension zu Unser Platz in dieser Welt von Luisa Strunk

*Daten*

Titel: Unser Platz in dieser Welt
Autorin: Luisa Strunk
Verlag: Books on Demand
Seiten: 444
Genre: Gay Romance

*Inhalt*

Was, wenn es ein Mädchen ist, das dein Herz höherschlagen lässt?

Freunde finden. Irgendwo dazugehören. Sich verlieben. Ganz normale Wünsche für ein 16-jähriges Mädchen. Aber nicht für Marie, die seit Jahren unter den Angriffen ihrer Mitschüler leidet und die Hoffnung, sich weniger einsam zu fühlen, längst aufgegeben hat. Stattdessen findet sie Zuflucht in ihren Büchern.
Als sie eines Abends jedoch ausgerechnet Gwen, das Mädchen mit den blonden Locken und den traurigen Augen, trifft, will sie sich nicht länger verstecken. Es dauert nicht lange, bis sich zwischen den beiden eine innige Freundschaft entwickelt.
Zum ersten Mal in ihrem Leben ist Marie glücklich. Alles scheint perfekt. Wäre da nicht ihr Herz, das jedes Mal verrücktspielt, wenn sie in Gwens Nähe ist. Überfordert von ihren Gefühlen, droht die Freundschaft zu zerbrechen.
Eine Geschichte über die erste große Liebe und die Suche nach sich selbst.

*Schreibstil*

Den Schreibstil von Luisa Strunk fand ich gewöhnungsbedürftig. Er war flüssig und locker. Für mich aber ein Stückchen zu jugendlich, vielleicht ein bisschen zu gestellt. Die Autorin hat es zwar geschafft, mich in ihre Welt zu holen und das Buch zu genießen, aber ich hatte nicht das Gefühl, es selbst zu erleben. Da es sich hier aber um ein Debüt handelt, bin ich mir sicher, dass Luisa Strunk sich in dieser Hinsicht noch verbessern wird und es in Zukunft auch schafft, den Lesefluss etwas beiläufiger zu halten.

Die Geschichte wird uns aus Maries Sicht erzählt und gibt gute Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle.


*Charaktere*

Und da kommen wir schon irgenwie zum ersten Knackpunkt. Maries Gedanken und Gefühle.
Besonders am Anfang war ich von ihr sehr genervt. Von ihrem geringen Selbstwertgefühl, von ihren Zweifeln. Von ihrer Schwäche. Und doch macht es sie lebendiger.
Ich weiß, wie man sich als Außenseiterin fühlt und habe mich damals wie sie verhalten, wie sie gedacht und wie sie gezweifelt. Aber gerade für den Einstieg fand ich es sehr schwierig in diese düstere Stimmung geworfen zu werden.
Im Laufe der Zeit entwickelt sie sich, wird stärker, selbstbewusster und ihre Entwicklung gefällt mir wirklich sehr gut.

Gwen ist das Gegenstück zu Marie und doch konnte ich mich in sie sofort hineinversetzen. Sie mochte ich lieber und konnte sie an manchen Stellen besser verstehen. Manchmal hätte ich mir wirklich ein Kapitel aus ihrer Sicht gewünscht.

Aber auch Pia und Nico waren immer präsent. Sie sind anders. Erfrischend und herzlich.

*Meinung*

Es fällt mir unheimlich schwer, meine Meinung in Worte zu fassen Weil ich selbst noch ziemlich aufgewühlt und verwirrt bin.
Ich kann die Charaktere und die Handlungen nachempfinden. Und ich konnte es fühlen. Ich habe nicht nur einmal geweint, weil an den richtigen Stellen die richtigen Sätze standen und mich direkt ins Herz getroffen haben. Weil ich mich in beide Charaktere hineinversetzen konnte. Weil ich den Schmerz von Gwen und Marie gleichzeitig gefühlt habe.

So glaubwürdig ich die Geschichte auch fand, so realitätsfern war sie auch. Die Reaktionen auf Maries Coming Out sind für mich nicht echt. Natürlich leben wir im 21. Jahrhundert und Homosexualität sollte längst kein Problem mehr sein. Ist es aber leider für viele. Deswegen hätte ich mir hier noch ein/zwei Reaktionen gewünscht, die negativer ausgefallen wären. Oder noch ein paar Kapitel mehr, in denen Marie mit der erneuten Abneigung ihrer Mitschüler auf Grund ihrer Sexualität zu kämpfen hat.

Die Szenenwechsel waren mir auch zu plötzlich. Die Freundschaft zwischen Marie und Gwen war von einem Kapitel auf das Nächste da. Intesiv und gefühlvoll. Als wären sie schon seit Jahren die besten Freunde und nicht erst seit einigen Wochen. Es gab kein langsames Kennenlernen das ich hätte verfolgen können und in dem ich mich selbst auch mit den beiden angefreundet haben könnte. Plötzlich wurde Marie in Ruhe gelassen. Am Anfang dachte ich, dass die Autorin dazu einfach nichts mehr schreibt, weil es mir so unwirklich vorkam, dass von jetzt auf gleich alles so ruhig und toll in der Schule ist. Auch wenn man einige Freunde gefunden hat, verliert man dadurch nicht seine Gegenspieler..

Und obwohl es für mich an diesem Debüt so einige Mankos gibt, lässt es mich mit einem unheimlich befriedigten Gefühl zurück. Mit einer emotionalen Lücke, die ich versuchen muss, mit einer anderen Geschichte zu füllen.

Ich höre eigentlich immer auf mein Gefühl, auf mein Herz und ignoriere dabei gekonnt, was mein Kopf mir sagen will. So auch bei dieser Rezension. Denn auch wenn der Anfang holprig war, konnte ich das Buch das letzte Viertel nicht mehr aus der Hand legen und habe die halbe Nacht gelesen und auch emotional berührt es mich nach dem Lesen noch. Deswegen vergebe ich trotzdem 3 ☆'chen und bin gespannt auf weitere Geschichten und die Entwicklung der Autorin.